Wir treffen uns am Montag, 2.12. um 18 Uhr im Café Eiles, Josefstädter Straße 2, 1080.
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→ Thema: Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE)
→ Thema: Utopie
Ausgewählte Literaturlinks aus dem Buch
Rutger Bregman: The solution to just about everything: Working less (The Correspondent) | Artikel von Bregman, analog zu Kapitel 6 |
Rutger Bregman: Why do the poor make such poor decisions? (The Correspondent) | Artikel von Bregman, analog zu Kapitel 3 |
Rutger Bregman: The bizarre tale of President Nixon and his basic income bill (The Correspondent) | Artikel von Bregman, analog zu Kapitel 4 |
Aubrey de Grey: A roadmap to end aging. (Video, TED talk, 2005). | Warum lohnt es sich, älter zu werden und wie schaffen wir es, nicht nur 200, sondern 1000 zu werden? |
Jacob Goldstein: Is it nuts to give to the poor without strings attached? (NYTimes, 13.8.2013) | GiveDirectly gibt in Kenia Geld statt Sozialleistungen. (GiveWell, die Bewertungsplattform für Charities, bewertet GiveDirectly sehr hoch.) |
Charles Kenny: For fighting poverty, cash is surprisingly effective. (Bloomberg, 3.6.2013, Paywall) | |
Zi-Ann Lum: A Canadian City Once Eliminated Poverty And Nearly Everyone Forgot About It (Huffingtonpost, 23.12.2014) | Im Projekt „Mincome“ in Dauphin in Kanada, lief vier Jahre lang ein erfolgreiches Testprojekt mit „minimal income“. |
Scott Goldsmith: The Alaska Permanent Fund Dividend. An Experiment in Wealth Distribution. (12.9.2002) | Alaska gesteht seinen Bürgern rund 1.000 USD universelles bedingungsloses Einkommen jährlich zu. |
Jan-Emmanuel De Neve & Nattavudh (Nick) Powdthavee: Income Inequality Makes Whole Countries Less Happy (HBR, 12.1.2016) | Einkommensungleichheit macht uns alle unglücklicher, auch wenn es uns gutgeht. – Metastudie aus 24 Ländern |
Emily Badger: Hunger Makes People Work Harder, and Other Stupid Things We Used to Believe About Poverty (Citylab, 17.7.2013) | Zur Geschichte der Meinung, wie mit Armut umzugehen sei. |
Deborah Padfield: Through the eyes of a benefits adviser: a plea for a basic income | |
Jacob Goldstein: The Invention of ‘the Economy'” (NPR, 28.2.2014) | Über die Entstehung des BIP |
Isaac Asimov: Visit to the World’s Fair of 2014 (NYTimes, 16.8.1964) | Asimov 1964 über 2014 |
David Graeber: On the Phenomenon of Bullshit Jobs: A Work Rant (Strike, August 2013) | Über die „überflüssigen“ Jobs |
Nachlese #3
Im Buchclub sind wir diesmal wie Gazellen von einem Thema zum nächsten gesprungen und haben die wichtigsten Themenbüschel dabei abgegrast. „Eine Zahl ist ja etwas Gutes“ hören wir zurecht, wenn wir die Kennziffer des Bruttoinlandsprodukts (BIP) besprechen. Bregman kritisiert das BIP als eine fluide Zahl, deren Berechnung niemand zur Gänze versteht, die je nach Interpretation einzelner Elemente starke Schwankungen aufweist und sich auch historisch stark verändert hat (S. 116f.): „Wer das BIP misst, versucht eine Idee zu messen“. Nicht mit Geld verbundene Leistungen eines Staates, wie Kinderbetreuung, Haushaltsführung und Freiwilligendienste finden freilich auch in das BIP keinen Eingang. Allerdings ist die Finanzwirtschaft nun Teil des BIP:
If banking had been subtracted from GDP, rather than added to it, as Kuznets had proposed, it is plausible to speculate that the financial crisis would never have happened.
—David Philling: Has GDP outgrown its use?, Financial Times, 4.7.2014, zitiert nach Bregman, S. 108.
Der Ökonom Simon Kuznet gilt als der Begründer des BIP (ab ca. 1932 GNP, gross national product, seit den 1990ern GDP, gross domestic product) und beriet den US-amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt.
Wir sind uns einig, dass das BIP eine gute Größe für Krisen wie Krieg darstellt, in Friedenssituationen aber nicht brauchbar genug zu sein scheint. Als alternative Kennzahlen zum BIP beschreibt Bregman den Genuine Progress Indicator (GPI), den Index of Sustainable Economic Welfare (ISEW), den Happy Planet Index (HPI), den Human Development Index (HDI) der United Nations oder den Better Life Index (BLI) der OECD.
Wir sind uns auch einig, dass das Grundeinkommen alleine nicht die Lösung ist, sondern dass es weitere Veränderungen nach sich ziehen wird bzw. bereits als Voraussetzung braucht: Eine Sichtveränderung auf die Definition von Arbeit, eine Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit (Bregman stellt sich 15 Stunden vor) und Ähnliches. Manch einer vermutet, dass die Einführung eines Grundeinkommens zuvorderst einmal zu einer Inflation führt. Wird es auch Revolten geben? Zumindest werden kurzfristig die Löhne sinken, weil das Grundeinkommen einen Teil der Lohnbedürfnisse bereits deckt. Sicher ist, es wird keine Einzelmaßnahme sein können.
Die Baumol’sche Kostenkrankheit beschreibt das Problem, dass Dienstleistungen schwieriger zu automatisieren sind, bzw. genauer, dass ihre Produktivität nicht stark zu steigern ist, die Kosten durch Lohnsteigerung jedoch steigen – und sich somit das Verhältnis verschiebt. Wenn also Produkte durch Inflation und Lohnsteigerung über die Jahre teurer werden, ist dies mit Produktionssteigerung und Automatisierung leichter abzufangen als bei Dienstleistungen.
Die Begriffe verändern sich: Die Wirtschaftswissenschaft, so einer unserer Lesenden, ist eigentlich eine Sozialwissenschaft.
Und wie definieren wir heute Arbeit, wie definieren wir Beschäftigung? Was hat an Wert in unserer Gesellschaft, wie bewerten wir Leistung? Was ist Erwerbsarbeit und was muss ein Mensch sein oder tun, um einen Lohn zu bekommen?
Das Bedingungslose Grundeinkommen kann als der „kapitalistische Weg zum Kommunismus“ gesehen werden. Jedenfalls ist das zitierfähige Buch von Bregman als Einstieg ins Thema sehr zu empfehlen.
Siehe auch → Thema: BGE
Ausufernd
Wir haben auch über Resilienz, Antifragilität im Sinne Talebs und das Cynefin-Modell für die Einordnung von Systemen gesprochen.
Auch beeindruckt hat uns die Arbeit von Esther Duflo, einer Entwicklungsökologin am MIT, die erst im Oktober 2019 den Wirtschaftsnobelpreis erhalten hat. Gemeinsam mit Banerjee und Kremer hat sie durch die Forschung mit randomisierten Kontrollgruppen die Entwicklungspolitik revolutioniert.
Das World Wide Web ist im März 2019 30 Jahre alt geworden. Sein Erfinder Tim Berners-Lee ist mit den Entwicklungen nicht zufrieden – zuerst war das Web die Lösung eines Problems, jetzt bringt es neue Probleme. Berners-Lee denkt aber, wir können das Web trotzdem noch auf die richtige Bahn lenken. Seine Idee ist eine Art Web-Vertrag. Das Interview mit Quartz ist sehr lesenswert.
I had this sort of utopian dream that good knowledge would become ubiquitous.
—Tim Berners-Lee, Quartz, 15.10.2019
Für den nächsten Buchclub wenden wir uns einem anderen Thema zu – dem → Überwachungskapitalismus, beschrieben von Shoshana Zuboff.